SELBSTVERLEUGNUNG
(ZAHLEN 3 BIS 5)
Selbstverleugnung ist ein vielschichtiger Begriff, den wir zunächst einmal in die beiden Wörter einteilen, aus denen er besteht. Als Verleugnung wird in der Psychoanalyse ein Abwehrmechanismus bezeichnet, der die Spaltung oder Trennung des eigenen Selbst unterstützt. Die Verleugnung an sich ist ein Verhalten, was wir mit den drei Affen anschaulich machen können. Womöglich hast du schon einmal von diesen drei Affen gehört oder sie gesehen. Der eine hält seine Hände an die Ohren um nichts hören zu müsse, der zweite hält seine Hände vor seine Augen um nichts sehen zu müsse und der Dritte hält seine Hände vor den Mund um nichts sagen zu können. Das ist im Grunde Verleugnung, wir wissen zwar, das da etwas ist, aber tun so als würden wir nichts davon wissen oder als würden wir es nicht wahrnehmen. Oft geschieht das so lange, bis wir es wirklich nicht mehr wahrnehmen. Meist beginnen wir dieses Verhalten in der Kindheit. Es ist auch möglich, dass uns dieses Verhalten nicht bewusst ist, da wir die Mechanismen seit unserer Kindheit verdrängt und zur unbewussten Gewohnheit gemacht haben. Die Verleugnung zählt außerdem zu der Gruppe der Bewältigungs- und Kompensationsmechanismen.
Bei der Selbstverleugnung handelt es sich also um einen Betätigungsmechanismus, bei dem wir uns von einem Teil unseres Selbst trennen, und diesen dann verleugnen. Wie auch beim Selbsthass, haben wir gute Gründe um dies zu tun.
Meist verleugnen wir die Teile an uns, die wir als schlecht oder böse bezeichnen. Wie oben bereits erwähnt beginnen wir damit oft schon in der Kindheit. Weil wir dieses Verhalten schon sehr früh beginnen, ist es möglich, dass uns die Verleugnung nicht mehr bewusst ist. Interessanterweise gibt es eine einfache Möglichkeit auch die unbewusst verleugneten Teile, wieder zu sehen. Frage einfach einmal die Menschen, die regelmäßig oder viel Zeit mit dir verbringen, welches Verhalten sie immer wieder bei dir beobachten können. Am besten du bittest sie es aufzuschreiben. Du kannst sie gerne bitten die Höflichkeit und Freundlichkeit beim Schreiben wegzulassen. Erkläre ihnen am Besten von Anfang an, dass du gerne deine unbewussten Verhaltensweisen erkennen möchtest und dass sie dir dabei als Außenstehender helfen können. Gebe ihnen das Gefühl, dass sie frei schreien können, was sie wirklich beobachten. Du kannst ihnen auch direkt sagen, dass du dir darüber im Klaren bist, dass diese Verhaltensweisen wohl kaum nur positiv sein werden und dass du sie gerne wahrnehmen möchtest.
Doch wieso Verleugnen wir uns Selbst?
Verleugnung kann nur dann stattfinden, wenn kein Vertrauen herrscht. Um uns selbst also verleugnen zu können, ist es notwendig zuvor nicht mehr in uns selbst zu vertrauen.
Wieso vertauen wir nicht in uns Selbst?
Dafür gibt es unzählige Gründe. Einer davon ist mit besonder auffallen, deshalb werde ich ihn im Folgenden genauer beschreiben. Viele von uns haben ihr Leben lang auf andere Menschen gehört. Sie haben auf ihre Eltern, den Staat, die Lehrer, ihre Vorgesetze und andere Autoritätspersonen gehört. Wir wurden in dem Glauben erzogen wir wüssten nicht, was gut für uns Selbst ist. Stattdessen wurde uns erzählt, dass andere Menschen, die "mehr als wir selbst wissen", wissen was das Beste für uns ist. Deswegen entscheiden wir uns oft für das, wovon wir glauben, wir sollten uns dafür entscheiden. Abhängig davon, was unsere Gesellschaft für Richtig hält. Wir werden zu Menschen, von denen man uns erzählt hat wir sollten dieser Menschen sein. Das ist einer der Gründe, weshalb viele Menschen Lob und Anerkennung im Außen, besonder von Personen die "mehr wissen als sie selbst" suchen und brauchen.
Das Resultat ist, dass wir uns Selbst nicht mehr vertauen.
Oft verleugnen wir uns Selbst um den Erwartungen und Anforderungen der anderen zu entsprechen. Dabei verlieren wir die Verbindung zu den Teilen die wir verleugnen. Wir verlieren das Gefühl für uns Selbst, unsere Wünsche und Bedürfnisse. Für viele fühlt es sich an, als wären sie versteinert und als könnten sie Selbst keine Entscheidungen mehr treffen.
In meinen Augen sind die schmerzhaftesten Zustände, in denen wir uns in diesem Universum befinden können Selbsthass und Selbstverleugnung. Das interessante hierbei ist, das der eine Zustand die Ursache des anderen ist. Selbsthass kommt von Selbstverleugnung.
Ich möchte die einige Tipps geben, wie du damit beginnen kannst, dir Selbst wieder zu Vertrauen.
1. Entwickle Selbstvertrauen
Dabei ist die Fähigkeit sich auf sich Selbst verlassen zu können gemeint. Wenn du dich nicht auf dich selbst verlassen kannst, dann kannst du auch nicht in dich selbst vertauen. Und umgekehrt, wenn du dich wieder auf dich selbst verlassen kannst, dann vertraust du in deine Fähigkeiten. Wenn wir verstehen, das Selbstverleugnung Hand in Hand mit Selbstvertrauen geht, können wir sehen, dass unser Vertrauen in uns Selbst mit unserem Selbstwertgefühl zusammenhängt. Bei mangelndem Selbstwertgefühl haben wir ein Problem damit unseren Wert zu erkennen. Wir entwerten uns selbst, glauben wir sein wertlos oder verleugnen die Teile an uns die wertvoll sind. Eine der Gründe, wieso wir uns selbst nicht vertrauen ist , dass wir wir unsere eignen Talente und Fähigkeiten nicht wahrnehmen oder sie abwerten.
Der erste Schritt ist es, deine eigenen Fähigkeiten, Stärken und Talente wahrzunehmen. Nimm alles an dir wahr, was du an dir Selbst finden kannst und als positiv empfindest.
2. Tue was du gut kannst
Erlaube dir die Dinge zu tun die du ohne Anstrengung gut kannst. Wir leben in einer Kultur, in der Anstrengung einen hohen Stellenwert hat. Womöglich hast du schon einmal festgestellt, das die Dinge die du gerne tust, die du gut kannst und die dir Spaß machen, die Dinge sind die du tun möchtest. Leider erzählen wir uns immer noch die Geschichte, dass alles was wertvoll ist nur durch harte Arbeit zu erreichen ist. Deshalb erlauben wir uns selbst nicht die Dinge zu tun, in denen wir gut sind und die wir natürlich entwickeln. Das ist ein Problem unserer Gesellschaft, in das wir hineingeboren wurden. Stell dir einmal eine Gesellschaft vor, in der Jeder das tut was er gut kann und sich dahin weiter bildet und entwickelt. Wenn du weiterhin Dinge tust, die du nicht gut kannst, Dinge von denen du glaubst, du müsstest sie tun, wirst du dich weiterhin fühlen, als ob etwas nicht mit dir stimmt. Also ob du nicht gut genug wärst.
Wenn wir uns oft so fühlen, als könnten wir etwas nicht, dann werden wir kein Vertrauen in uns Selbst entwickeln. Also tue die Dinge in denen du gut bist und fokussiere dich darauf dein Leben um diese Dinge herum zu kreieren. Gib dir Selbst die Zeit und die Möglichkeit diese Dinge auszuführen und gib dir selbst Lob für deine Erfolge.
Wenn wir die Dinge tun, die uns wirklich Freude bereiten, natürlich müssen wir hier vollkommen ehrlich zu uns sein, dann erscheinen uns diese Tätigkeiten anstrengungslos, selbst wenn wir vieles dafür tun und lernen müssen. Es fühlt sich nicht nach Anstrengung an, auch wenn wir viel Energie hineinfließen lassen.
3. Lasse die Idee der "richtigen Antwort" los und finde stattdessen deine richtige Antwort
Viele von uns die sich selbst verleugnen sind fast schon besessen von der Vorstellung, das es ein Richtig und ein Falsch gibt. Deshalb glauben wir, wir müssen die richtige Antwort finden. Das Problem an der Sache ist, dass es keine richtige Antwort gibt. Wir alle nehmen unser Leben individuell und anders wahr als der andere. Es gibt keine zwei Personen, die die genau gleiche Perspektive oder Wahrnehmung teilen.
Diejenigen, die sich selbst nicht vertrauen haben oft so große Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen, dass sie keine Entscheidung treffen. Wir vertrauen auf die Meinung anderer aber nicht auf unsere eigene. Es ist wichtig für uns, dass wir wir verstehen, dass es egal für welches Problem, nicht die eine richtige Antwort gibt, die wir irgendwie finden sollen.
Natürlich sollten wir unsere Perspektive vergrößern, indem wir anderen Menschen zuhören und deren Meinung zur Kenntnis nehmen. Aber wir sollten darauf achten die Meinungen der anderen nicht gegen unsere eigene aufzuwiegen oder aufgrund dessen unsere Entscheidung zu treffen. Stattdessen sollten wir unsere eigene Entscheidung treffen. Aufgrund unserer eignen Perspektive und unserer vergangenen Erfahrungen entscheiden wir, ob etwas gut oder schlecht ist. So treffen wir oft auch unsere Entscheidungen. Da aber jeder eine andere Perspektive hat und nur du deine eigene kennst, kannst auch nur du eine Entscheidung treffen, die deinem höheren Wohl dient. Es ist nicht möglich alles zu wissen, bevor wir eine Entscheidung treffen, aber manchmal sollten wir ein Risiko eingehen und uns trotzdem entscheiden.
Du wirst "die richtige" Antwort nicht finden. Alles was du finden kannst ist deine richtige Antwort.
4. Gehe Risiken ein
Selbst wenn dieses Risiko ein "Fehler" ist. Wenn wir uns selbst nicht vertrauen, dann mögen wir die Vorstellung einen Fehler zu machen nicht. Wir mögen auch keine Risiken, weil unser Selbstwert davon abhängt, alles richtig zu machen. Die Sache ist die, wenn du kein Risiko eingehst hast du schon verloren. Als ich noch Kunstturnerin war und an Wettkämpfen teilgenommen habe, war ich vor jedem Wettkampf so aufgeregt, dass ich manchmal glaubte mein Herz würde gleich aus meinem Mund fallen. Ich hasste die Vorstellung ich könnte einen Fehler machen und verlieren. Als ich eines Tages eine Disziplin ausfallen lies, weil ich Angst hatte ich sei nicht gut genug, wurde mir klar, wenn ich nicht teilnehme, dann habe ich schon verloren. Wenn du also ein Risiko eingehst, dann hast du gewonnen. Es mag furchterregend sein Risiken einzugehen, ist aber einer der Wege um Selbstvertrauen aufzubauen. Um ein Risiko einzugehen brauchen wir Courage. Wenn wir Courage zeigen fühlen wir uns besser. Das ermöglicht es uns herauszufinden wozu wir fähig sind.
Wenn du nicht das Risiko eingehst, um herauszufinden ob du dir selbst vertrauen kannst, wirst du es nie erfahren.
5. Übernimm die Verantwortung für deine Entscheidungen und die damit einhergehenden Konsequenzen
Ganz gleich ob es sich dabei um gute oder schlechte Entscheidungen und Konsequenzen handelt, übernimm dafür die Verantwortung. Es ist sehr wichtig die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, um die Prozesse dahinter zu erleben. Der Prozess eine Entscheidung zu treffen und die darauf folgenden Konsequenzen zu tragen hilft uns zu lernen. Wenn wir in die Falle tappen, andere für unsere Entscheidungen verantwortlich zu machen, dann berauben wir uns der Möglichkeit daraus zu lernen. Wenn wir unsere Verantwortung für die Konsequenzen verleugnen, verpassen wir die Chance Feedback zu bekommen um andere Entscheidungen in der Zukunft zu treffen.
Außerdem können wir niemanden anderes verantwortlich machen, ohne uns selbst machtlos zu fühlen. Es ist für uns kaum möglich in uns selbst zu vertrauen und uns gleichzeitig als machtlos und schwach wahrzunehmen. Wenn du jemand anderem die Schuld gibt, nimmst du ihn als den Täter und dich selbst als das Opfer wahr.
6. Lebe dein Leben in Integrität
Ohne Integrität wird es dir kaum möglich sein Selbstvertrauen zu entwickeln. Nimm dir Zeit und frage dich einmal, was Integrität für dich bedeutet. Womöglich wirst du herausfinden, dass Authentizität und Integrität miteinander verbunden sind. Was bedeutet es authentisch zu sein? Wenn wir einen Mangel an Integrität haben, dann kann sich das in der äußeren Welt z.B. in Verhaltensweisen, wie dem Stehlen, über andere schlecht zu reden, kleine "Notlügen" zu erzählen und vielem mehr zeigen. Jeder Mangel an Integrität hat seine Wurzeln im eigenen Selbstkonzept. Versuche zu identifizieren, was es für die persönlich heißt, Integrität zu leben. Niemand anderes kann das für dich entscheiden, weil es niemand anderen gibt, der deine Perspektive, so wie du wahrnimmt.
Finde die Teile in deinem Leben, in denen du nicht authentisch bist. Wenn du einige Bereiche gefunden hast, dann nimm die 3 Schritte vor, die dir helfen Integrität mehr zu leben.
7. Erkenne die Bereiche in denen du dir selbst vertraust
Oft glauben wir, wir würden uns selbst nicht vertauen PUNKT. Aber das ist nicht die Realität. Meistens vertrauen wir uns in der einen Sache mehr und in der anderen weniger. Fokussiere dich darauf, die Dinge in denen du dir selbst vertraust wahrzunehmen.
Ein Beispiel: Ich vertaue nicht darauf, dass ich ein Auto zusammen bauen kann, aber ich vertraue darauf, dass ich mich um meinen Garten kümmern kann. Oder ich vertraue nicht darauf, dass ich ein Buch fehlerfrei in einem Monat schreiben kann, aber ich vertraue drauf, dass ich ein Buch Schritt für Schritt in einem Jahr schreiben kann.
Nimm dir Zeit um eine Liste anzufertigen in der du die Dinge aufschreibst, bei denen du dir bereits vertaust. Diese Liste könnte so aussehen:
- Ich vertraue mir selbst ____________
- Ich vertraue darauf, dass ich mich____________
Beispiele:
- Ich vertraue mir selbst, wenn es darum geht, sich um andere Menschen zu kümmern.
- Ich vertraue mir selbst, wenn es darum geht, den Weg nach Hause zu finden.
- Ich vertraue darauf, dass ich mich für andere einsetze.
- Ich vertraue drauf, dass ich stets teilen werde.
Nichts ist zu klein oder zu groß für diese Liste. Alles ist wichtig, weil es sich um Vertrauen handelt.
8. Höre auf deine Gefühle
Viele von uns wissen nicht mehr, was Gefühle sind. Sie haben die Verbindung zu ihrem inneren Gefühlskompsass verloren. Gefühle führen uns durchs Leben und geben uns sofortiges Feedback. Dieses Feedback spiegelt stets die Wahrheit darüber wieder, wer und wie wir gerade in diesem Moment sind. Sobald wir diese Verbindung verlieren, haben wir keinen Kontakt mehr zu unserem Selbst. Einige Menschen sehen Gefühle als etwas, gegen das wir kämpfen müssen, etwas dem wir nicht vertrauen können oder die wir unterdrücken müssen. Das ist auch die Ursache, wieso so viele Menschen mit ihren Emotionen kämpfen und gleichzeitig die Sklaven ihrer Emotionen sind.
Das ist sehr traurig, wenn wir verstehen, dass unsere Gefühle der Kompass sind, der uns durch diese Reise genannt Leben führt. Sie sind die einzigen Wegweiser die du jemals brauchen wirst. Deshalb spricht unsere Intuition oft durch unsere Gefühle zu uns.
Es ist nur möglich den eigenen Gefühlen zu misstrauen, wenn du sie ignoriert hast.
Im Wasser Element kannst du mehr zu Gefühlen und wie du besser mit ihnen umgehen kannst herausfinden.
Dieser letzte Tipp ist so etwas wie der Heilige Gral.
Die Ursache wieso du dir selbst nicht vertraust ist, weil du dich selbst verleugnest. Du verleugnest dich selbst, indem du nicht auf deine Gefühle hörst und deine Gefühle nicht wertschätzt. Du verletzt deine Grenzen. Du fliehst vor deinen negativen Gefühlen.
Um dir selbst wieder zu vertrauen solltest du aufhören dich selbst gegen dich selbst zu wenden und dich selbst zu verleugnen.
Bleibe bei dir.